Seinen Ursprung hat das Museum in der Tätigkeit der Antiquarischen Gesellschaft Wetzikon, die bereits 1887 gegründet wurde. Pfahlbau-Ausgrabungsfunde von Jakob Messikommer bildeten den Grundstein der Sammlung. Sie wurde im Laufe der Zeit ständig erweitert und umfasst heute Objekte aus verschiedenen Zeitepochen und Lebensbereichen. Römische Münzen und Ziegel gehören ebenso dazu wie Textilien, Musikinstrumente, Haushaltgegenstände und Schulbücher.
Zur Sammlung gehören insbesondere auch Exponate verschiedener Wetziker Persönlichkeiten. Möbel und eine Harfe aus dem Nachlass von Hans Georg Nägeli, Komponist und Musikverleger, schmücken heute noch die Stube im Museum. Zu finden sind auch Gedichtbände des Schriftstellers Heinrich Leuthold und Gesangbücher von Johannes Schmidlin, der nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Komponist, begeisterter Chorleiter und Musiker in Wetzikon wirkte. Aus der Hinterlassenschaft seines Freundes, des Oberländer Dichters Jakob Stutz, übergab Jakob Messikommer unter anderem Bilder. Und auch der Stutz zugeordnete Totenschädel fand eine Bleibe in der Sammlung. Auch Hedi Lang, Nationalrätin und schweizweit erste Regierungsrätin, ist im Museum gut vertreten. Nach ihrem Tod erhielten wir Erinnerungsstücke aus ihrem Leben, zum Beispiel Wappenscheiben, ein Feuerhorn – und ein Büsi in Lebensgrösse aus Metall, das im Museum ein warmes Plätzchen gefunden hat. Unsere Sammlungsgegenstände werden fachgerecht gelagert und gezielt für Sonderausstellungen eingesetzt. Wir achten besonders darauf, dass wir bei der Entgegennahme neuer Exponate auch Einzelheiten zu deren Nutzung und die Umstände, wie sie nach Wetzikon kamen, in unsere Dokumentation aufnehmen. Weitere Beiträge zu unserer Sammlung sind willkommen, sofern sie dem Sammlungsreglement entsprechen.
Aktuell umfasst unsere Sammlung 5211 Objekte jeder Grösse und etwa 4500 Bücher aus den verschiedensten Bereichen.
Bereits ein Jahr nach Gründung der AGW regte Jakob Messikommer 1888 zu einer eigenen Sammlung an. Beim Vorstand stiess er auf Widerstand, da dieser befürchtete, das Unterfangen sei mit Kosten und zusätzlichen Verpflichtungen verbunden. Man wollte sich nicht abmühen mit der Anschaffung, Betreuung und Lagerung antiquarischer Gegenstände, da historische Vorträge im Vordergrund standen.
Nach gut zwei Jahren Reifezeit beschlossen die «Antiquare» an der Sitzung vom 28. Februar 1891 dann doch, einer Sammlung zuzustimmen. Diese sollte vor allem durch Mitglieder geäufnet werden und einen Bezug zur engeren Heimat aufweisen. Zur erstmaligen Anschaffung von Objekten wurde von den Mitgliedern ein einmaliger Beitrag von fünf Franken erhoben. Am selben Tag wurde von Jakob Messikommer als Grundstock eine wohlgeordnete Sammlung von Robenhauser Pfahlbaufunden im Wert von 60 Franken angekauft. Die Hälfte des Betrages erliess er der Gesellschaft. Jakob Messikommer war eben zugleich Mäzen und Geschäftsmann.
Die Sammlung vergrösserte sich schnell, da grosszügige Mitglieder der AGW ständig interessante Sammelstücke schenkten. Besonders gross war der Sammeleifer von Antiquar Jakob Messikommer und Pfarrer Josias Flury. Durch seine pfarrherrliche Tätigkeit hatte Flury Gelegenheit, sich in alten Häusern und Wohnungen umzusehen.
Text Lilli Schweighauser (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)
Text Willi Müller (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)
In den letzten Jahren erfuhr auch die Textilsammlung einen grossen Zuwachs. Geschenkt wurden Hochzeits- und Festkleider aus kostbaren Spitzenstoffen und mit Perlen verzierten Seidenstoffen, Zürcher Oberländer Trachten, Uniformen, Alltagskleider, Bett-, Nacht- und Unterwäsche. Die Wäsche ist oft liebevoll mit selten gewordenen, handgefertigten Spitzen und Stickereien verziert. Früher war es üblich, dass die Frau eine selbst genähte Wäsche-Aussteuer in grosser Stückzahl in die Ehe brachte.
Die Kleider spiegeln die Mode wieder und sind Zeugen ihrer Zeit. So belegen museale Hochzeitskleider und Fotos, dass die Braut Ende des 19. Jahrhunderts ein schwarzes Kleid und einen weissen Schleier trug. Auch gab der zur Tracht gehörende Kopfschmuck Auskunft über den Zivilstand. Unverheiratete Frauen flochten sich Bänder in die Zöpfe, während verheiratete eine Trachtenhaube tragen durften. Daher stammt die Redewendung «Jetzt isch si doch na under d’Hube cho».
Lange Röcke des 19. Jahrhunderts erhielten im Volksmund den Beinamen «Bodewüscher», da bei manchen an der unteren Kante «Bürsteli-Borden» aufgenäht waren. Sie schützten den Rockrand vor Schmutz und Abnützung.
Die Herren-Mode wechselte nicht so häufig und die Materialien waren nicht so unterschiedlich, darum findet man weniger Herrenkleider in der Sammlung. Arbeitskleider fehlen oft ganz, sie wurden nicht als museumswürdig angesehen, da sie einfacher geschnitten und aus gröberen Stoffen genäht waren. Durch den häufigen Gebrauch waren sie oft zerschlissen und dienten nur noch als Putzlappen. Ein Querschnitt aus der Textilsammlung war in der Ausstellung «Kleidersprache» zu sehen.
Text Lilli Schweighauser (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)
Ein immerwährendes Problem für die Sammlung sind die Lagerorte und Raumverhältnisse. Zu Beginn reichte für das Sammelgut eine Vitrine im «Kronenstübli». Nach kurzer Zeit musste aus Platzmangel alles ins Giebelzimmer des alten Schulhauses Oberwetzikon verlegt werden. Wenig erfreut darüber war der geschäftstüchtige Kronen-Wirt, weil die Betreuer der Sammlung diese selten verliessen, ohne noch einen Trunk in der «Krone» genehmigt zu haben.
Die Sammlung wurde immer grösser, erneut wurde eine neue «Unterkunft» notwendig. Aktuar Johannes Meier, der wenige Jahre später das Amt des Kurators übernahm, überliess 1907 für die Sammlung den oberen Saal des Schlosses, das er bewohnte. 1918 standen zwei Sammlungszimmer zur Verfügung. Sie waren vollgestopft mit Vitrinen, Kästen und Truhen sowie den Schiefertischen und Stabellen, die im Museum heute noch eifrig benutzt werden.
Während des 2. Weltkrieges kam 1944 vom Landesmuseum die Aufforderung, wertvolles Sammelgut an einem bombensicheren Ort zu lagern. Das Schloss wurde von den Verantwortlichen als ein für einen Bombenangriff nicht strategisch wichtiges Ziel erachtet, weshalb sie auf eine Umlagerung der Sammlung verzichteten.
1954 benötigte Johannes Meier die Räumlichkeiten für seine Familie. Als Notlösung stellte man vorübergehend die Objekte auf dem Estrich des Schulhauses Unterwetzikon ein, mit der Aussicht, später ins Haus «zur Farb» umzuziehen, was dann 1958 auch wirklich geschah. Dem Museum stand anfänglich hier nur ein Raum zu Verfügung, der gleichzeitig für die Ausstellung und als Lager dienen musste.
Text Lilli Schweighauser (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)