Dauerausstellung Römer

Fund aus der Römerzeit

Ein Tankstellen-Neubau als Glücksfall

Zu den umfangreichsten Funden aus der Römerzeit kam Wetzikon 1996 bis 1999 beim Bau einer Tankstelle an der Hinwilerstrasse. Während der Ausgrabungen im Ortsteil Kempten wurde immer wieder nachgeforscht, worum es sich denn nun tatsächlich handle, bis feststand: An diesem Ort stand über etwa vier Jahrhunderte hinweg eine Raststation mit einem Hauptgebäude (pars urbana) und einem Wirtschaftsteil (pars rustica), von dem bis anhin nur ein Gebäude dokumentiert ist. Er wurde um 50 n. Chr. gegründet und bestand bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts. Die restaurierten Fragmente der einst grossflächigen Wandbemalung in schönstem römischem Stil sind vom Motiv her aussergewöhnlich. Damit wurde die bisherige Annahme widerlegt, in Wetzikon habe ein Vicus, eine Siedlung mit kleinstädtischem Charakter, bestanden.

Auch wenn heute von dieser römischen Raststation an Ort und Stelle nichts mehr zu sehen ist, zeugen doch verschiedene nachträglich vergebene Strassennamen im Quartier wie Römerstrasse und Legionärsweg von den antiken Vorfahren. Wir zeigen auch Originalbilder aus dem einstigen Gebäude, die sehr gut erhalten sind.

Die Objekte wurden uns im Rahmen eines Ausleihvertrags von der Kantonsarchäologie Zürich zur Verfügung gestellt und mit weiteren Exponaten aus unserer Sammlung ergänzt.

Wie die Römer ins Museum kamen

Die Ausgrabung bei der geplanten Tankstelle gestaltete sich aufwändiger als vorgesehen. Kam noch hinzu, dass unerwartet weitere Gebäudeteile gefunden wurden, die neben der eigentlichen Ausgrabungsstätte lagen. Archäologische Objekte, die aus dem Boden stammen, sind Eigentum des Kantons und bedürfen diverser Bewilligungen und Vorgaben, um ausgeliehen werden zu können. In einem langwierigen Prozess wurde aber entschieden, dass besondere Objekte aus den Ausgrabungen in Kempten nach einer gründlichen Erforschung und Restaurierung dem Museum zur Verfügung gestellt würden. Schon während der Vorbereitung der Sonderausstellung «Das Leben der Römer in Wetzikon», die von 2000 bis 2002 gezeigt wurde, planten wir das nächste Projekt, nämlich die Dauerausstellung, die auch heute noch zu sehen ist.

Text Roger Büsser (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)

Die «fruchtbare und sonnige» Lage von Kempten

Das Wissen, dass im Wetziker Ortsteil Kempten tatsächlich Römer gelebt haben, ist schon alt. So schreibt Felix Meier in seiner Geschichte der Gemeinde Wetzikon 1881: «In unserer Gegend gefiel den Römern hauptsächlich die fruchtbare, sonnige und vor kalten Nordwinden etwas geschützte Lage von Kempten. Sie gründeten daselbst eine grössere Niederlassung, welche sie wahrscheinlich Campodunum oder Campitunum nannten. Durch dieselbe führte die Heerstrasse von Rappersweil nach Winterthur, die Sutergasse zu Kempten, welche früher auch den Namen Einsiedlerweg trug, sowie die gegen den Kemptnerbach in vielen Krümmungen hinterhalb Oberwetzikon gegen Stegen und Medikon hin. Weil er kein eigentliches Bett besass, so verursachte er häufige Überschwemmungen und fügte den ackerbautreibenden Römern bisweilen in erheblichem Masse Schaden zu. Um diesem Übelstand abzuhelfen, leiteten sie denselben wahrscheinlich in den Pfäffikersee und haben so der Nachwelt ein bleibendes Andenken hinterlassen.

Etliche Jahrhunderte blühte die römische Niederlassung zu Kempten, bis sie durch die siegreich ins Land eindringenden Alemannen dem Erdboden gleich gemacht wurde. Zu verschiedenen Zeiten hat man in dem Wiesengelände unterhalb der Mühle und in der Gegend zwischen dem Unterhaus und dem Haus in den Mauren römisches Gemäuer herausgegraben; auch fand man römische Ziegel, Heizröhren, Geräthe von Eisen und Erz, sowie Münzen, welche Gegenstände der antiquarischen Gesellschaft in Zürich zugestellt wurden. Beim Abtragen einer kleinen Bodenerhöhung in der Nähe der Sutergasse im Jahre 1880 kamen neuerdings römische Mauern, Ziegelstücke, eine aus gebrannten Steinen bestehende, Herdplatte, eine eiserne Feldhacke und eiserne Thürbeschläge zum Vorschein.»

Kleider, Münzen - und eine Unterbodenheizung

Bei dem in der Ausstellung gezeigten Löwen- oder Pantherkopf, auf den ein Federbuschschopf gesetzt ist, dürfte es sich am ehesten um eine Theatermaske handeln. Parallelen zu diesem Bild gibt es in Rom und Herculaneum. Auch die Darstellung eines Glatzköpfigen, wohl die eines Isispriesters, ist in unseren Breiten selten. Geprägt sind diese Wandkompositionen von ägyptischen Einflüssen. Viele der gefundenen römischen Münzen sind sehr gut erhalten und zeigen das Konterfei des jeweiligen Kaisers. Dies lässt eine Datierung der Münzen zu. Im Zusammenhang mit anderen Funden können Münzen zur Datenbestimmung sehr geeignet sein. Auf kleinstem Raum sind ferner im Museum Teile der Unterbodenheizung (Hypokaust) und die aus Dachziegeln errichtete Kiste mit dem Skelett eines Neugeborenen nachgebaut worden. Eigens für die Ausstellung wurden Kleider im römischen Stil geschneidert, damit die Besucher/innen in die Rolle der Bewohner/innen des Gutshofes von Kempten schlüpfen können.

Text Roger Büsser (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)