Dank dem seinerzeit in Wetzikon wirkenden, weltbekannten Pfahlbauforscher Jakob Messikommer verfügt das Museum über eine reichhaltige archäologische Sammlung aus der Pfahlbausiedlung Wetzikon-Robenhausen. Diese Fundstelle wurde mit 110 weiteren Pfahlbausiedlungen im Juni 2011 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.
Beim Torfstechen stiess der Bauernsohn Jakob Messikommer auf diverse Scherben und Knochen, im Herbst 1856 sogar auf einen menschlichen Unterkiefer mit Zähnen. Nun war er überzeugt, dass im Robenhauser Ried einst Pfahlbauer gelebt hatten. Im Sommer 1857 fand Messikommer an gleicher Stelle im frisch gestochenen Torf einen Gegenstand, der nach seiner Meinung von menschlicher Hand angefertigt worden war: eine Pfeilspitze aus Feuerstein. Weitere Funde folgten. Es waren Beile, Scherben, Knochen und Körner, von denen er zu Hause zum Leidwesen seiner Mutter eine kleine Sammlung anlegte.
Fast zur gleichen Zeit wurde südlich der Spinnerei Schönau ein Grab entdeckt, welches ein Skelett mit Armringen und Ohrringen sowie weitere Grabbeigaben enthielt. Und dann kam der 2. Februar 1858. Rund 30 Männer waren an diesem Tag mit der Korrektion des Aabaches beschäftigt, als in einer Krümmung des Baches sonderbare Pfähle zum Vorschein kamen. Messikommer beschreibt die Situation: «Sogleich verfügte ich mich dahin. Ich nahm eine Baggerschaufel, und mit dem ersten Schlamm, den ich mit derselben aus dem Aabach herauf nahm, fanden sich Scherben. Mein innigster Wunsch, auch eine Pfahlbaute zu finden, war erfüllt.»
Jakob Messikommer wurde am 18. August 1828 geboren und entstammt einer bescheidenen Wetziker Bauernfamilie, die einen kleinen Betrieb im Dorfteil Stegen bewirtschaftete. Er war das älteste von vier Kindern und in jungen Jahren schon sehr wissensdurstig. Doch als er erst 15 Jahre alt war, starb sein Vater, und er musste die Sekundarschule verlassen, um voll im Betrieb mitarbeiten zu können.
Messikommer hat mit ausserordentlicher Präzision gegraben und hat aufgrund der gefundenen Sämereien festgestellt, dass in der Pfahlbauzeit schon verschiedene Kulturpflanzen wie Weizen, Gerste, Hirse, Flachs und Gartenmohn angebaut wurden. Die Pfahlbauer kannten auch schon Äpfel, Haselnüsse, Himbeeren und Brombeeren. Weil auch Rindermist gefunden wurde, war es für Messikommer offensichtlich, dass Rinder gehalten wurden. Knochenfunde zeigten zudem auf, dass es auch Ziegen, Schafe und Hunde als Haustiere gab. Rund 60 Zentner Knochen von 63 verschiedenen Tierarten konnten aus dem Torf im Robenhauser Ried geborgen werden.
Der Hobbyforscher verkaufte Objekte aus seinen Ausgrabungen in alle Welt. Er war auf den Verkauf von Fundobjekten angewiesen, denn nur so konnte er die aufwendigen Grabungen finanzieren. Durch diese Verkäufe wurden die Pfahlbauten von Robenhausen weltweit bekannt. Museen in den verschiedensten Städten, wie zum Beispiel Berlin, München, Konstanz, Paris, ja sogar New York zeigten Fundobjekte aus dem Pfäffikersee.
Dank den vielfältigen Kontakten und Publikationen Messikommers wurde Robenhausen gleichsam zu einem Zentrum der europäischen Fachwissenschaften in Sachen Pfahlbauten. Der Begriff «L’époque Robenhausienne» machte in der Fachwelt die Runde. Experten aus ganz Europa besuchten den Bauern aus Stegen und liessen sich von ihm dessen Entdeckungen zeigen. Am 29. April 1893 wurde ihm an der Universität Zürich die Würde eines Ehrendoktors verliehen.
Text Willi Müller (gekürzt) aus: Werner Reimann (Redaktion), Zwischen Bildungslust und Pfahlbaufieber, 125 Jahre Antiquarische Gesellschaft Wetzikon (AGW)