Was passiert, wenn fünf Sammlungsobjekte in ein anderes Museum ausgeliehen werden? Welche Geschichten lassen sich dadurch erzählen? Genau diesen Fragen widmet sich Karen Amanda Moser im Rahmen des recherchebasierten Kunstprojektes "Die Verrückung“.
Für das diesjährige Kunstlokal Festival zum Thema "(Un)produktive Freizeit“ wurden zeitgenössische Künstler:innen eingeladen, sich mit lokalen Museen im Zürcher Oberland auseinanderzusetzen. Karen Amanda Moser ist eine dieser Künstlerinnen und präsentiert ihre Arbeit im Museum Wetzikon. Objekte aus den Sammlungen der fünf am Festival teilnehmenden Museen – KMM Kulturzentrum Dürnten, Museum am Pfäffikersee, Museum für Textil- und Industriekultur Neuthal, Ortsmuseum Wetzikon, Ritterhaus Bubikon – werden vertauscht. So ist in Wetzikon ein kleines Bild aus dem Museum am Pfäffikersee sowie ein dokumentarischer Kurzfilm zu sehen, mit welchem "die Verrückung" kontextualisiert wird. Dazu führte Moser Interviews mit den fünf Museumsdirektorinnen und befragte sie zu den jeweiligen Ausstellungen, aber auch zu der Geschichte der Arbeit im Zürcher Oberland, die stark durch die Textilindustrie geprägt ist.
Von Gabriela Flüeler (Museum Wetzikon) erfährt man im Film, was es mit dem Begriff 'Blau machen' auf sich hat und es wird nachgeforscht, wie die von versklavten Menschen gepflückte Baumwolle aus den Südstaaten in die Schweiz kam. Ulkige Musikautomaten aus dem Klangmaschinenmuseum Dürnten spielen die Hintergrundmusik. Ob es im Ritterhaus Bubikon spukt, bleibt ein Geheimnis. Aber vielleicht haften an den Objekten durchaus Geschichten über das Heimliche und Unheimliche, die wiederentdeckt werden können.
Hätten Persönlichkeiten wie der Volksdichter Jakob Stutz nicht Geschichten über die einfache Landbevölkerung geschrieben, wüssten wir weit weniger über die damaligen Verhältnisse. Und heute interessiert uns nicht nur, was die wohlhabenden Fabrikanten gemacht haben, sondern auch die, die an den Maschinen gesponnen und gewebt haben und wieso sich diese zum Aufstand von Uster zusammengeschlossen haben.
Das Album von Wetzikon
Am 8. September findet von 14 – 17 Uhr ein gestalterischer Workshop im Museum Wetzikon statt. Weil Geschichte nicht nur etwas über die Vergangenheit, sondern auch über die Gegenwart bis in die Zukunft erzählt, wollen wir das Museum erweitern. Dazu sind alle herzlich eingeladen, ihnen wichtige Gegenstände mitzubringen. Die werden an diesem Nachmittag im Museum inszeniert und fotografisch dokumentiert. Die Fotos werden dann ins Album von Wetzikon geklebt. Im Gegenzug darf man Gipsabgüsse von Pfeilspitzen aus den Pfahlbauten oder von alten Münzen des Museums machen und mit nach Hause nehmen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.